Die Rückkehr des Querbinders

Fliege und Querbinder

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In der Schweiz heißt sie „Schlips“, in Österreich „Mascherl“, in Deutschland „Querbinder“: Die Rede ist von der Fliege, einer klassischen Zierde des Herren, bevor die Krawatte sie verdrängte. Inzwischen ist dieser Trend aber wieder rückläufig. Wir sprachen mit Dr. Stephan Gärtner, einem der passioniertesten Querbinderträger in Berlin, über das Accessoire.

Interview mit Dr. Stephan Gärtner

Wie sind Sie auf die Fliege gekommen?

Meine erste Fliege trug ich zur Konfirmation meines älteren Bruders. Damals war ich acht Jahre alt. Mein Großvater brachte mir das Kleidungsstück näher, von ihm lernte ich auch das Binden. Die Fliege faszinierte mich als Kind von Anfang an, weil sie irgendwie „cool“ war. Zwar schlief das Interesse während der Jugend ein, erwachte aber mit dem Eintritt ins Berufsleben schlagartig wieder: Ich beriet als Rechtsanwalt die Fliegenmanufaktur „Querbinder“ in Berlin. Die Gründer schenkten mir nach dem Abschluss des Mandats eine Fliege, die sehr schön gearbeitet war. Da nahezu alle Anwälte Krawatte tragen, bot sich hier die Gelegenheit, mit meiner Leidenschaft für den Querbinder einen optischen Akzent als frischgebackener Rechtsanwalt zu setzen. Es waren also zwei Impulse, die mich auf die Fliege kommen ließen: Mein Großvater und die Beratung von „Querbinder“.

Was assoziieren Sie mit der Fliege als Kleidungsstück?

Die Fliege ist in meinen Augen ein „bewusstes Accessoire“. Sie ist schwieriger zu binden und in guter Qualität auch gar nicht so leicht zu bekommen. Da Anwälte in der Regel sehr förmlich gekleidet sein müssen, hat sich die Fliege bei mir als Hingucker erwiesen.

Die Fliege kann als Kleidungsstück durchaus polarisieren.

 

Haben Sie Vorbilder, die auch Fliege tragen?

Zweifellos ist hier der Politiker Dr. Dr. Karl Lauterbach zu nennen. Er trägt tolle Fliegen und strahlt damit für mich bereits Eloquenz aus. Auch Heinz Riesenhuber war als Minister für seine Querbinder bekannt. Während ich mich sonst normal kleide, nimmt die Fliege die Stellung eines persönlichen Ausdrucksmittels ein. Sie kann als Kleidungsstück durchaus polarisieren. Das muss man aber aushalten können.

Wie sehen Sie die Zukunft des Querbinders?

Er wird an Bedeutung gewinnen, aber dennoch ein Nischenprodukt bleiben. Für eine schöne Fliege von hoher Qualität bin ich auch durchaus bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. In Zeiten von „fair trade“ ist es selbstverständlich, die Produzenten eines solch individuellen Accessoires angemessen zu entlohnen.

Text & Fotos: MR

Dr. Stephan Gärtner studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte über das Thema Datenschutzrecht. Seine 2017 mit Yves Wiemann gegründete Kanzlei STANHOPE befasst sich mit den Rechtsgebieten Datenschutz, Geldwäsche, C-S-Compliance sowie Strafrecht.

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